Wie unsere Erwartungen die Beziehungen zu anderen beeinflussen.

Erwartungen sind unsere Wunschvorstellungen davon, wie etwas zu sein hat. Sie
basieren auf dem eigenen Wertesystem und dem, wie wir die Welt wahrnehmen
und erleben. Erwarten wir zum Beispiel von den Teilnehmern eines Meetings,
dass sie pünktlich sind, dann beziehen wir uns auf bekannte Verhaltensregeln.
Wir können davon ausgehen, dass unsere Erwartung mit großer
Wahrscheinlichkeit auch erfüllt wird. Gehen wir allerdings stillschweigend davon
aus, dass der Partner uns zum Geburtstag Rosen schenkt, dann sind wir in einer
sehr starken einseitigen Erwartungshaltung.

Alle Jahre wieder!

Alle Jahre wieder!

Es sind meine Erwartungen
Doch warum erfüllen sich unsere Erwartungen oft nicht? Meist liegt es daran, dass wir nicht klar zum Ausdruck bringen, was wir genau möchten oder
brauchen. Wozu auch? Wenn wir etwas erwarten oder eine konkrete Vorstellung
davon haben, wie etwas zu laufen hat, dann ist das einfach so selbstverständlich
für uns, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, jemand könnte das anders
sehen und z. B. zum Geburtstag Bücher schenken statt Rosen.

Es sind meine Gefühle
Werden unsere Erwartungen nicht erfüllt, sind wir enttäuscht, frustriert oder
ärgerlich. Vielleicht fühlen wir uns sogar hilflos, weil wir meinen, dass der
andere doch erkennen muss, was wir wollen. Wir sind dann schnell dabei,
unserem Gegenüber die Schuld dafür zu geben, so nach dem Motto „Ich bin sehr
enttäuscht, dass Du gestern nicht angerufen hast!“ In Wirklichkeit sagen wir
damit „Du bist schuld, dass ich mich schlecht fühle!“ Wir machen andere
verantwortlich für unsere Gefühle, statt selbst die Verantwortung dafür zu
übernehmen. Wir hätten dem anderen ja auch sagen können, dass wir unbedingt
telefonieren wollen, statt einfach vorauszusetzen, dass er es tut.

Es ist meine Verantwortung
Wie würde unser Partner wohl reagieren, wenn er das hier zu hören bekäme
„Ein Buch??? Du weißt doch genau, wie sehr ich Rosen liebe!“ Er wäre
vermutlich genauso enttäuscht, frustriert oder ärgerlich wie wir. Warum? Weil
wir ihm sagen, dass er etwas falsch gemacht hat. Dabei hatte er die beste
Absicht! Er war aufmerksam, als wir das Buch in einem Gespräch erwähnt hatten
und wollte uns damit überraschen. Tja, so kann es gehen. Auf Dauer können
unsere Erwartungen an andere die Beziehung zerstören. Viel besser ist es, wenn
wir klar und deutlich zum Ausdruck bringen, was wir möchten und dann darum
bitten. Damit erhöhen wir die Chancen, dass wir das, was wir wollen auch
bekommen.

Protipp für Weihnachten:
Gerade das Weihnachtsfest ist ein Klassiker, wenn es um Erwartungen geht. Das
Haus, der Weihnachtsbaum, das Essen, die Geschenke – alles soll besonders
schön und perfekt sein. Wenn wir dann mit der Familie in Harmonie und mit
Freude unter dem Tannenbaum sitzen wollen, treffen plötzlich die
unterschiedlichsten Erwartungen aufeinander. Was für ein Konfliktpotential!
Lassen Sie es dieses Jahr einfach nicht so weit kommen.

Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Familie darüber, wie Sie sich das Fest vorstellen und wie sich das umsetzen lässt. Seien Sie offen für die Vorstellungen der anderen. Denn letztendlich möchten doch alle nur das eine: 

Eine frohe und entspannte Weihnacht.